Gegen den Fachkräftemangel: So lassen sich Frauen für Robotik und Automatisierung begeistern
Veröffentlicht am 1. März 2024 in Sustainable Manufacturing
Maryam Dolatabadi und Asunción Pastrana Costa sind erfahrene Automatisierungsexpertinnen. Sie appellieren an alle Mädchen und Frauen: „Seid mutig, Ihr werdet in der Industrie dringend gebraucht!“
Mädchen spielen mit Puppen, Jungen mit Kipplastern. Frauen unterrichten in Schulen, Männer bauen Autos. Das sind gängige Klischees. Zwar ist die Gleichberechtigung der Geschlechter in den vergangenen Jahrhunderten zweifelsohne vorangekommen. Dennoch finden sich derartige Rollenbilder und Stereotype noch immer in vielen Köpfen, Bildungseinrichtungen und Vorstandsetagen. Die gebürtige Iranerin Dolatabadi und die Spanierin Pastrana Costa leben seit vielen Jahren in Deutschland, haben hier studiert, verschiedene Karrierestufen absolviert und arbeiten heute in ihrem Traumberuf. Sie erklären, warum mehr Frauen in technischen Berufen so wichtig für den Standort Deutschland sind und wie sie dazu beitragen können, dem zunehmenden Fachkräftemangel in vielen Industrieunternehmen zu begegnen.
Maryam Dolatabadi: „Neugier und Freude an Automatisierungstechnik treiben mich an.“
„Ich denke, mit einer einzelnen Aktion ist es nicht getan, sondern es müssen viele Bereiche zusammenarbeiten“, sagt Maryam Dolatabadi, die als Application Engineer bei OMRON in Dortmund arbeitet. Die gebürtige Iranerin hat Automation and Robotics Engineering an der Technischen Universität Dortmund studiert sowie Electrical Engineering und Kontrollsysteme an der K. N. Toosi University of Technology in Teheran: „Deutschland ist in vielen Bereichen ein so fortschrittliches Land. Was den Anteil an Frauen in technischen Berufen angeht, hinkt es aber hinterher. Ich möchte den deutschen Mädchen und Frauen zurufen: Schaut Euch um und probiert auch einmal etwas Neues aus!“
In ihrer Position als Application Engineer Fixed Robotics arbeitet Dolatabadi sehr eng mit den Kundenunternehmen zusammen und entwickelt beispielsweise Roboterzellen oder Automatisierungslösungen, die genau auf die individuellen Anforderungen zugeschnitten sind: „Dieser gemeinsame Entwicklungsprozess ist ungemein spannend. Schon in der Schule wollte ich immer genau wissen, wie etwas funktioniert. Diese Neugier und Freude, etwas zu konstruieren und zu schaffen, kann ich in meinem Beruf gut ausleben.“
Es sei wichtig, schon früh vieles auszuprobieren, Stärken weiterzuentwickeln und sich Gehör zu verschaffen: „Wir sollten uns andere Frauen als Vorbilder suchen und wieder anderen ein Vorbild sein. Viele denken ja, dass es in der Industrie schmutzig und schmierig sei. Das stimmt ja gar nicht. Andere Frauen können zeigen, wie es im Beruf – etwa als Ingenieurin – wirklich aussieht. Das ist so ein zukunftsweisendes und wichtiges Feld, ein Beruf mit Zukunft: Engagiert Euch! Lasst Euch nicht von anderen vorschreiben, was Ihr machen und sein solltet, sondern findet heraus, was zu Euch passt!“
Asunción Pastrana Costa: „Es wird Zeit, sich von engen Erwartungskorsetts zu verabschieden.“
Das sieht ihre Kollegin Asunción Pastrana Costa ähnlich. Die 32-Jährige arbeitet als ATC Solution Engineer (Vision) bei OMRON Europe in Stuttgart. Nach ihrem Diplom in Telekommunikationsingenieurwesen an der Universität Politècnica de Catalunya in Barcelona ging Pastrana an das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Ihre Abschlussarbeit schrieb sie zum Thema „Signal Processing“: „Bildverarbeitung und Vision Technology finde ich ungemein spannend. Ich habe mich schon als Kind als Erfinderin gesehen. Ich denke, Mädchen sollten schon viel früher an neue, spannende Themen herangeführt werden, beispielsweise in Bereichen wie Technologie oder IT. Wir sollten aufhören, unsere Kinder in feste Kategorien pressen zu wollen.“
OMRON und die Gesellschaft haben ein Riesenproblem, Nachwuchs für MINT-Berufe zu finden, und den demographischen Wandel zu meistern. Das kann vielen Bereichen der Industrie schlichtweg den Kopf kosten. Umso wichtiger ist es, dass Industrie und Wissenschaft sich zusammenschließen, um gemeinsame Konzepte zu entwickeln, das Interesse zu steigern, auch vermehrt Studentinnen zu gewinnen.